[Werbung] Buchrezension "Reichsbürger. Die unterschätzte Gefahr" von Andreas Speit (Hg.)

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Das Buch "Reichsbürger. Die unterschätzte Gefahr" von Andreas Speit (Herausgeber) habe ich mir kostenfrei bei der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung bestellt, ich habe für 23 bestellte Artikel nur 15 € Versandkosten (Bereitstellungspauschale) bezahlt. Ich habe eine Wissenslücke bei dem Thema, weil wir diese Gruppierung in der Schule nicht behandelt haben, daher wollte ich das Buch lesen. Der Herausgeber ist Jahrgang 1966, Diplom-Sozialökonom und freier Journalist. Das Buch wurde von elf weiteren Autoren verfasst, die sich hauptsächlich mit Rechtsextremismus beschäftigen. 

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Produktdaten

Produkttyp: Softcover Buch
Erscheinungszeit: 2017
Verlag: Christoph Links Verlag GmbH, Berlin
Printed in Germany 
Inhalt: 215 Seiten


Praxis-Test 

Das Buch ist in elf Abschnitte gegliedert, die von einem Anhang abgeschlossen werden. Im ersten Abschnitt geht der Herausgeber Andreas Speit auf Reichsbürger als eine facettenreiche, gefährliche Bewegung ein.

Zuerst wird Wolfgang Plan als gefährlichster Reichsbürger Deutschland vorgestellt. Er hat am 19. Oktober 2016, als seine 31 Lang- und Kurzwaffen beschlagnahmt werden sollten, einen Polizisten erschossen und weitere Polizisten verletzt. Dafür wurde er am 23. Oktober 2017 am Landgericht Nürnberg-Fürth zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. 

Laut dem Buch gehören mittlerweile 20.000 Menschen dem Milieu an und durch die Digitalisierung und soziale Medien können sie sich weiter verbreiten und radikalisieren. Die Reichsbürger lehnen Deutschland als Staat ab, weil Deutschland die Firma "BRD GmbH" sei.  Sie denken, es besteht ein deutsches Reich in den Grenzen von 1871, 1918 oder 1933 fort und die BRD sei kein völkerrechtlich anerkannter Staat, sondern ein nach 1945 nicht souveränes Staatskonstrukt von den Alliierten.

Zu den Reichsbürgern zählen auch Selbstverwalter und Souveränisten. Zu den wichtigsten Gruppen zählt die KRR (Kommissarische Reichsregierung). Von der Gruppe haben sich später  die folgenden neuen Gruppen abgespalten: Amt für Menschenrechte, Bewusst TV, Der Honigmann, Europäische Aktion, Freistaat Preußen, Neue Ordnung, Republik Freies Deutschland, Selbstverwaltung Thomas Patzlaff, Staat Ur, Volksdeutschland und noch viele weitere.

Jan Rathje unterteilt das Reichsbürger-Milieu in vier Hauptgruppen:
1. Rechtsextreme, die von 1945 an unterschiedliche Reichsideen in Traditionen des Kaiserreiches, der Weimarer Republik oder auch des Dritten Reiches repräsentieren.
2. Reichsbürger, die eine persönliche, heutige Reichsregierung bewerben
3. Selbstverwalter, welche als "souveräne Menschen" unabhängige Staaten oder Reiche begründen
4. Souveränisten, die die BRD nicht als autonomen Staat anerkennen sowie sich für ein andersartiges, autonomes Deutschland einsetzen.

Im zweiten Abschnitt wird das "Heilige deutsche Reich" beschrieben mit Reichsidee und der Reichsideologie der extremen Rechten. Es wird die Gründung 1995 des Freistaates Preußen durch das NPD-Mitglied Rigolf Hennig thematisiert.

Im nächsten Abschnitt beschreibt Gabriela Keller den Sonnenstaat und Lichtgestalten und wie die Begegnungen und Gespräche mit prägenden Figuren der Szene verlaufen sind. Sie stuft die meisten Reichsbürger ein als Personen, die schon eine existenzielle Krise hatten, in Finanznot stecken oder eine Zwangsvollstreckung hatten.

Die Bewegung besteht aus sehr vielen Splittergruppen, die entweder einzeln handeln oder sich manchmal in Gruppen treffen. Sie üben auch Kritik am starken Lobbyeinfluss auf die Politik.

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Im folgenden Teil wird der selbsternannte König von Deutschland, Peter Fitzek beschrieben. Er hat sein "Königreich Deutschland" 2012 auf einem alten Klinikgelände in Wittenberg ausgerufen und wurde 2017 verhaftet und wegen besonders schwerer Untreue, Fahren ohne Führerscheins, Urkundenfälschung und Verstoß gegen das Versicherungsaufsichtsgesetz verurteilt. Er hat in seinem Königreich eigene Pässe und KfZ-Kennzeichen erfunden und verkauft, er hat eine alternative Krankenkasse eröffnet sowie eine Rentenkasse, Haftpflichtversicherung, die eigene "Königliche Reichsbank" und die Währung "Engelgeld" rausgebracht.

Auf seinem Gelände mussten die Anhänger nur vier Stunden pro Tag arbeiten, weitere drei bis vier Stunden konnten sie ehrenamtlich tätig werden. 

Im nächsten Abschnitt geht es um die Reichsbürger gegen die öffentliche Verwaltung und um Erfahrungen und Argumentationen während der praktischen Auseinandersetzung. Die Reichsbürger machen bei Strafgebühren wie Fahrens mit überhöhter Geschwindigkeit einen Papierterrorismus gegenüber den Behörden, sie schicken jedes mal zirka 30 Seiten an das entsprechende Amt, warum sie z.B. 20 € Geldbuße nicht bezahlen müssen. Die BRD seine eine GmbH, daher gelten aktuelle Gesetze für sie nicht und andere selbst ausgelegte juristisch anmutende Texte schicken sie ein. Auch "Malta Inkasso" ist eine beliebte Masche, um Geldforderungen an Behörden zu stellen. Durch diese Behördenblockaden werden Reichsbürger als "irrational" eingestuft.

Im sechsten Abschnitt werden die Reichsbürger in den Regionen behandelt. Sie sind über ganz Deutschland verteilt und habe verschiedene, kaum nachvollziehbare Organisationsformen. Waffen innerhalb der Szene werden im siebten Abschnitt thematisiert.

Im nächsten Abschnitt wird der Antisemitismus im Milieu beschrieben. Es werden Vorurteile gegenüber Juden erhalten. Um die Frage der Männersache? geht es im neunten Abschnitt. Rund 75 bis 83 % der Reichsbürger seien männlich und der Altersdurchschnitt liegt bei 52 Jahren.

Im vorletzten Abschnitt geht es um "kein Frühwarnsystem", dass Reichsbürger erst jahrzehntelang gar nicht in Verfassungsschutzberichten auftauchten und dann erst als harmlose Spinner angesehen wurden. 2016 durch die Vorfälle mit Wolfgang Plan und Adrian Ursache hat sich das Blatt dann gewendet und nun werden Reichsbürger vom Verfassungsschutz besser untersucht.

Die Reichsbürger als internationales Phänomen werden im letzten Abschnitt beschrieben. Auch in Österreich, Schweiz, USA und Kanada sowie weiteren Ländern gibt es das Milieu. 


Fazit

Nach meinem Russlandbuch habe ich nun endlich ein Buch über Innenpolitik gelesen. Ich finde das Buch sehr gut, da ich nach dem Lesen des Buches noch mehr Fragen zu Reichsbürgern habe  als vorher und mich weiter informieren werde.


Viele Grüße
Nancy :)

Kommentare

  1. Das finde ich ja dann wichtig Bücher zu lesen über Themen, über die man nie Bildung erhalten hat.

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